Argumentationshilfe

Jungen Menschen begegnen immer wieder Vorurteile, Stereotypen und auch Fake News – in Politik, Medien und in alltäglichen Gesprächen. Um diese zu entkräften, hilft es, aufeinander zu und miteinander ins Gespräch zu gehen. Dabei gilt: Manchmal fehlt es an Wissen, manchmal fehlen aber auch die Motivation oder der Wille, gesellschaftliche Ungerechtigkeiten anzuerkennen und zu ändern. Veränderung erfordert Mut und ist manchmal unbequem. Denn junge Menschen stärker einzubeziehen, bedeutet auch, gängige Normen zu hinterfragen, „plötzlich“ mehr Menschen entscheiden zu lassen und damit auch etwas „Macht“ abzugeben. – Bedenkt das, wenn ihr den Dialog sucht.  

Tipps: 

  Verweise auf Studien und konkrete Daten widerlegen pauschale Vorurteile effektiv. Dabei könnt ihr auf Erkenntnisse aus aktuellen Jugendstudien wie der Sinus-Jugendstudie oder dem Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung zurückzugreifen.

Zeigt auf, dass eine Politik, die auch junge Menschen adressiert, ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft ist, da junge Menschen Expert*innen für ihre Lebensrealitäten sind und Demokratie mit den Perspektiven aller schon heute zukunftsfähig wird.

Nutzt Beispiele, um eure Argumente zu untermauern. Zeigt, wo z. B. Mitbestimmung schon gut funktioniert. 

Stellt gezielte Fragen, um pauschale Aussagen aufzubrechen und eine konstruktive Diskussion anzustoßen. 

  • Hinterfragt die Grundlage: Woher weißt du das? Wo hast du das gelesen? Was sind die Quellen für diese Aussage?  
  • Klarheit schaffen: Was genau meinst du damit? Kannst du das näher erklären? 
  • Persönlichen Bezug prüfen: Was stört dich daran? Welche konkreten Erfahrungen hast du damit gemacht? 
  • Den Blickwinkel erweitern: Hast du auch mal überlegt, wie das aus einer anderen Perspektive aussehen könnte? Lässt dies nicht andere Aspekte außer Acht?

Auch wenn es manchmal nicht leicht ist: Lasst es ruhig angehen.

Warum die gesamte Gesellschaft von einer kinder- und jugendgerechten Politik profitiert

Eine Politik, die junge Menschen in den Mittelpunkt stellt, stärkt nicht nur diese, sondern kommt der gesamten Gesellschaft zugute. Wenn wir als Gesellschaft die Bedürfnisse und Rechte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ernst nehmen und in unsere Entscheidungen einbeziehen, legen wir den Grundstein für eine stärkere, gerechtere und zukunftsfähige Demokratie für alle. Was gut für junge Menschen ist, kommt letztlich allen zugute – heute und in Zukunft. 

Eine kinder- und jugendgerechte Politik…

ist mehr als nur eine Investition in die Zukunft. Sie stärkt die Demokratie, fördert Chancengerechtigkeit und hilft dabei, eine solidarische Gesellschaft zu formen. Indem wir jungen Menschen zuhören und sie ernstnehmen, ihnen Verantwortung übertragen und sie in die Gestaltung unserer Gesellschaft einbeziehen, schaffen wir eine lebenswerte, gerechtere und zukunftsfähigere Demokratie – für alle.

Eine demokratische Gesellschaft, die junge Menschen aktiv beteiligt, ist eine demokratische Gesellschaft, die sich selbst stärkt. Junge Menschen sind nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart. Wenn wir ihnen Raum geben, sich zu engagieren, ihre Perspektiven einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, fördern wir eine lebendige und starke demokratische Kultur, die sicherstellt, dass junge Menschen sich als Teil des demokratischen Prozesses begreifen können. Diese Teilhabe fördert politisches Interesse, stärkt das Vertrauen in politische Strukturen und staatliche Institutionen. Eine kinder- und jugendgerechte Politik legt damit den Grundstein dafür, die Gesellschaft als aktive, informierte und kritische Demokrat*innen mitzugestalten – heute und in Zukunft.  

 Ju       nge Menschen sind vielfältig in ihren Hintergründen, Identitäten und Lebensentwürfen. Eine Politik, die ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten anerkennt und sie in ihrer Individualität fördert, entsteht eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft. Indem wir junge Menschen ernst nehmen, als Zielgruppe direkt adressieren und in ihrer Vielfalt stärken, tragen wir dazu bei, dass alle Mitglieder der Gesellschaft gleichwertig behandelt werden – unabhängig von Alter, Herkunft oder finanziellem Status. Eine solche Politik stärkt den sozialen Zusammenhalt und reduziert gesellschaftliche Spannungen. Dies schafft eine Atmosphäre der Akzeptanz, die Basis für soziale Stabilität bildet und die allen Menschen zugutekommt.

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Eine kinder- und jugendgerechte Politik begreift Demokratie als Gestaltungsraum für Menschen allen Alters und entwickelt die Spielregeln für das gesellschaftliche Miteinander gemeinsam. Sie ermöglicht auch jungen Menschen, Verantwortung zu übernehmen, Selbstwirksamkeit zu erleben und in der Gesellschaft aktiv zu werden. Dies stärkt junge Menschen in ihrer Entwicklung und schafft zugleich einen sozialen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft. Werte wie Solidarität und Mitgefühl wirken sich positiv auf das soziale Miteinander aus und fördern wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wohlstand. Von einem stärkeren, engagierten sozialen Umfeld profitieren alle. Wer Verantwortung teilt, trägt dazu bei, dass die Gemeinschaft als Ganzes wächst. Unsere Demokratie wird robuster, wenn sie nicht nur auf den Erfahrungen älterer Generationen basiert, sondern auch auf den kreativen Ideen und Visionen von jungen Menschen.

Die Entscheidungen, die heute getroffen werden, haben direkte Auswirkungen auf unserer aller Lebensrealitäten. Eine kinder- und jugendgerechte Politik berücksichtigt auch die langfristigen Folgen politischer Entscheidungen und stellt sicher, dass alle Menschen die Ressourcen und Lebensbedingungen vorfinden, die sie brauchen, um eine nachhaltige Welt zu gestalten. Durch den verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt, Bildung und sozialen Ressourcen sichern wir nicht nur die Lebensqualität junger Menschen, sondern auch die der gesamten Gesellschaft für die kommenden Jahrzehnte.

 Wenn wir eine Gesellschaft schaffen, in der junge Menschen sicher und geschützt aufwachsen können, dann schaffen wir eine Gesellschaft, in der jede*r von uns die Chance hat, sich in einem sicheren Umfeld zu entwickeln. Eine Politik, die sich gegen Gewalt und Diskriminierung richtet, hilft dabei, gesellschaftliche Schutzräume und damit eine Atmosphäre des Vertrauens zu fördern. Dies kommt nicht nur betroffenen Menschen zugute, sondern stärkt auch das soziale Gefüge als Ganzes, indem es ein respektvolles und sicheres Miteinander für alle fördert. 

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Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind nicht nur die künftigen Fachkräfte und Steuerzahler*innen, sondern auch Akteur*innen der gesellschaftlichen Veränderung. Wenn wir ihnen die Chance geben, sich ohne Leistungsdruck und in einem förderlichen Umfeld zu entwickeln, tragen wir dazu bei, dass sie ihre Potenziale vollständig entfalten können. Diese jungen Menschen werden die treibende Kraft für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovation von morgen sein – für eine Gesellschaft, die stetig wächst, sich weiterentwickelt und Herausforderungen kreativ angeht

Häufige Vorurteile gegenüber jungen Menschen & Gegenargumente:

Vorurteile beruhen oft auf veralteten Annahmen oder einer verzerrten Wahrnehmung. Dabei können junge Menschen eine zentrale und wertvolle Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Sie sind reif, engagiert und bereit, Verantwortung zu übernehmen. 

  • Junge Menschen sind keine einheitliche Gruppe, sondern vielfältig. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben vielfältige Biografien, Interessen, Stärken, Bedürfnisse und Lebensentwürfe. Diese sind in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und zu berücksichtigen, wenn mit und über junge Menschen gesprochen wird und es um die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf ihre diversen Lebenswirklichkeiten geht. 

  • Pauschale Vorurteile gegen junge Menschen sind keine neue Erscheinung. Historisch betrachtet wurden jüngere Generationen fast immer abgewertet. Dabei stehen junge Menschen oft vor spezifischen Herausforderungen, die nicht ausreichend wahrgenommen werden. Statt „die Jugend“ zu kritisieren, sollten wir ihre Stärken anerkennen und ihre Perspektiven als Chance für gesellschaftliche Weiterentwicklung betrachten. 

  • Solche Aussagen basieren oft auf der Annahme, dass politisches Interesse nur durch Parteizugehörigkeit sichtbar wird. Tatsächlich interessieren sich viele junge Menschen für politische und gesellschaftliche Themen, engagieren sich aber in anderen Formaten und äußern sich über andere Kanäle, z. B. soziale Medien, Aktivismus oder selbstorganisiertes Engagement in der Jugendverbandsarbeit. Auch Bewegungen wie „Fridays for Future“ oder „Black Lives Matter“ zeigen ein starkes Bewusstsein für zentrale Probleme wie Rassismus, Klimakrise und soziale Ungerechtigkeit und mangelnde Gleichberechtigung. 

  • Häufig fehlt Jugendlichen jedoch die Möglichkeit zur formalen Mitbestimmung, wie z. B. das Wahlrecht unter 18 Jahren. Dies erschwert die Identifikation mit politischen Prozessen. 

  • Studien zeigen: die Jugend ist keineswegs faul, sondern engagiert. Laut dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) engagieren sich rund 40 % der Jugendlichen regelmäßig ehrenamtlich. Egoismus sieht anders aus.  

  • Jugendliche übernehmen in vielen gesellschaftlichen Bereichen bereits Verantwortung. Dies zeigen sie in ihrem persönlichen Umfeld und in der Jugendverbandsarbeit, an ihren Schulen, Ausbildungsstätten und Hochschulen, in ihren Einsatzstellen im Freiwilligendienst, als freiwillig Wehrdienstleistende und auch in der Politik. 

  •  In einer zunehmend digitalen Welt sind sie außerdem Vorreiter*innen beim Umgang mit den Herausforderungen der modernen Kommunikation. 

  • Junge Menschen leisten bereits eine Menge – oft mehr, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Viele engagieren sich neben Schule, Ausbildung oder Studium ehrenamtlich. Zudem stehen sie in einer zunehmend komplexen Welt vor enormen Anforderungen, wie Digitalisierung, Klimakrise und wirtschaftlicher Unsicherheit. Leistung ist nicht nur das, was auf dem Arbeitsmarkt direkt sichtbar ist. 

  • Der Vorwurf, dass junge Menschen keinen Respekt mehr hätten, spiegelt oft unterschiedliche Auffassungen von Respekt wider. Respekt zeigt sich heute anders – etwa durch Offenheit gegenüber Diversität, die kritische Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeiten und klarer Meinungsäußerung.  

  • Was von einigen als „respektlos“ wahrgenommen wird, ist oft Ausdruck von Kritik an bestehenden Strukturen. Viele junge Menschen haben eine ausgeprägte Sensibilität für soziale Ungerechtigkeit und adressieren diese klar. Auch die Sinus-Jugendstudie 2024 zeigt, dass Werte wie Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit zentrale Werte für junge Menschen sind. 

  • Reife zeigt sich durch Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, über Konsequenzen nachzudenken – beides keine Fragen des Alters. Jugendliche übernehmen bereits in vielen Bereichen Verantwortung: Sie engagieren sich ehrenamtlich, absolvieren einen Freiwilligendienst, setzen sich für Klimaschutz ein, übernehmen Leitungsrollen in Jugendverbänden. Der Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung hebt hervor, dass Jugendliche besonders dann wachsen, wenn sie aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Warum sollte man diese wertvolle Perspektiven ignorieren? 

  • Reife entsteht durch Partizipation, Bildung und Verantwortung – Bereiche, in denen junge Menschen bereits aktiv und kompetent sind. Studien wie die Sinus-Jugendstudie zeigen, dass Jugendliche angesichts von Krisen oder geopolitischen Spannungen einen realistischen Blick bewahren und sich pragmatische Lösungsansätze wünschen. Viele haben Coping-Strategien entwickelt und bewahren trotz Herausforderungen eine optimistische Grundhaltung. 

Die Aussage ist pauschalisierend und irreführend. Aktuelle Wahlergebnisse und Studien zeigen ein differenziertes Bild: 

  • Anstieg rechter Wahlergebnisse ist regional und demografisch begrenzt: Wahlergebnisse und Studien wie die Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 zeigen, dass Ressentiments wie Nationalismus insbesondere unter jungen Männern in manchen Regionen zunehmen, aber meist weniger ausgeprägt sind als bei älteren Generationen. Die Jugend ist keine einheitliche Gruppe, und ihr Wahlverhalten spiegelt einen breiten politischen Pluralismus wider. Die Mehrheit der jungen Menschen wählt weiterhin Parteien, die progressive Werte vertreten.

  • Strukturelle Ursachen statt pauschale Urteile: Politische Unzufriedenheit unter jungen Menschen resultiert oft aus wirtschaftlicher Unsicherheit, fehlender politischer Teilhabe und einem Vertrauensverlust in etablierte Strukturen. Pauschale Verurteilungen greifen zu kurz – statt dessen sollte die Politik auf Dialog und konstruktive Einbindung setzen, um demokratische Werte zu stärken. 

  • Hohe Zustimmung zur Demokratie unter jungen Menschen: Junge Menschen zeigen eine hohe Zustimmung zur Demokratie als Ideal. Diese Offenheit bietet die Chance, sie stärker in politische Prozesse einzubeziehen. Eine Politik, die ihre Anliegen ernst nimmt, stärkt die Identifikation mit demokratischen Werten. Dabei wird deutlich, wie wichtig es ist, dass Politik junge Menschen als Zielgruppe adressiert, einbezieht und auf Augenhöhe begegnet! 

  • Es stimmt, dass soziale Medien wie TikTok von vielen jungen Menschen intensiv genutzt werden, doch sie dienen nicht nur der Unterhaltung. Viele Jugendliche nutzen Plattformen kreativ und kritisch, um sich auszudrücken, zu vernetzen, politisch zu engagieren oder Wissen zu teilen.  

  • Studien wie die JIM-Studie zeigen, dass junge Menschen die Vorteile der digitalen Welt oft bewusst nutzen und dabei eine hohe Medienkompetenz entwickeln. Digitale Medien sind fester Bestandteil moderner Kommunikation und ermöglichen Jugendlichen, sich global zu vernetzen und zu informieren. 

  • Menschen unter 18 Jahren sind keine unbeteiligten Zuschauer*innen des politischen Geschehens. Obwohl sie von politischen Entscheidungen am längsten betroffen sind, sind sie aktuell von Bundestagswahlen ausgeschlossen. Dass sie auf europäischer und teils auf Landes- sowie kommunaler Ebene bereits mit 16 wählen dürfen, unterstreicht den dringlichen Handlungsbedarf auf nationaler Ebene – auch für eine konsistente Argumentation, den Zugang zu Wahlen zu verwehren bzw. gewähren. 

  • Mit 16 Jahren dürfen Jugendliche einer Erwerbsarbeit nachgehen, Steuern zahlen, Alkohol kaufen und trinken, einen Führerschein machen, Organe spenden und sich bei der Bundeswehr melden – nicht jedoch wählen. Altersgrenzen dienen häufig dem Schutz von Minderjährigen. Das Wahlrecht ist hingegen nichts, vor dem junge Menschen geschützt werden müssen. 

  • Die Argumente gegen eine Absenkung des Wahlalters – wie mangelnde Reife oder geringes politisches Wissen – sind nicht haltbar. Studien zeigen, dass junge Menschen durchaus in der Lage sind, fundierte politische Entscheidungen zu treffen. Ihnen das Wahlrecht zu gewähren, fördert nicht nur ihr politisches Engagement, sondern stärkt auch unsere Demokratie insgesamt. 

  • Ältere Wählergruppen dominieren derzeit die Wahlen. Dazu führt dazu, dass die Interessen, Bedürfnisse und Perspektiven junger Menschen oft zu kurz kommen. Dürften junge Menschen wählen, müsste Politik sie auch als direkte Zielgruppe und potentielle Wählerschaft adressieren. Zudem würde das Wahlalter 16 die politische Bildung in Schulen intensivieren und das Interesse an Politik weiter befördern. 

  • Studien aus Ländern wie Österreich und Schottland zeigen, dass Jugendliche mit 16 reflektiert und informiert wählen und dass eine Senkung des Wahlalters die politische Partizipation langfristig erhöht. 

  • Die Absenkung des Wahlalters ist ein notwendiger Schritt, um jungen Menschen mehr Mitsprache zu gewähren, ihre Interessen in der politischen Landschaft zu verankern und sie aktiv in die Gestaltung ihrer Zukunft einzubeziehen.